Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?
Ich lebe seit meiner Geburt im Jahr 1993 ununterbrochen in Sachsen-Anhalt.
Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?
Nach dem Abitur 2012 an der Europaschule Hegel-Gymnasium Magdeburg und einem absolvierten Bundesfreiwilligendienst am Theater Magdeburg im Bereich Theaterjugendclub begann ich 2013 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg das Bachelor-Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Latein Europas.


Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Grundsätzlich war ich schon recht früh, vor allem durch das Theater,  gegenüber Gesellschaft und Politik aufmerksam. Die Ereignisse rund um das Reaktorunglück in Fukushima in Japan, 2011, waren konkret für meinen Partei-Eintritt maßgeblich verantwortlich. Die Grünen haben besonders zu dieser Zeit für mich verständlich gemacht, dass Politik über so vieles für das Leben nachkommenden Generation entscheidet. Die Diskussionskultur, die mutigen Ideen und die junge und kämpferische Art der Bündnisgrünen hielten mich auch letztlich dort.


Was treibt Sie an?
Puh, das sind wohl mehrere Gründe: Zum einen treibt mich die eigens in meinem Umfeld erlebte Enttäuschung von Politik an, zum anderen, dass junge Menschen weniger Politik mitgestalten wollen, denken, man selbst hätte weder Einfluss noch Chancen, was ich nicht hinnehmen mochte; zum anderen fasziniert mich der Abwechslungsreichtum von Politik als Beruf.


Was haben Sie sich im Falle Ihrer Wahl in den Bundestag vorgenommen? Welche persönlichen Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Ich schätze meine Chancen in den Bundestag gewählt zu werden sehr realistisch ein: sie bestehen nahezu kaum. Umso mehr werbe ich aber für die Ideen und Lösungsvorschläge meiner Partei und die Akribie unserer Spitzenfrau, Steffi Lemke, die seither im Bundestag für Sachsen-Anhalt kämpft. Dennoch habe ich natürlich auch Schwerpunkte, das sind die Themen: Mobilität, Bildung, Politik*erinnenverdrossenheit und Kultur.


Was wollen Sie für Sachsen-Anhalt und Ihren Wahlkreis im Bundestag bewegen?
Mein Wahlkreis ist vor allem vom ländlichen Raum geprägt; es gilt also die Wende in der Nutztierhaltung und Landwirtschaft hin zu ressourcenschonendem, umweltfreundlicherem ökologischem Landbau voran zu bringen, für mehr Attraktivität der landwirtschaftlichen Berufe zu sorgen, Landwirt*innen besser für ihre harte Arbeit zu entlohnen und die Menschen entlang der Städte und Dörfer durch Stärkung des ÖPNV Mobilität nach modernen Anforderungen zu ermöglichen.  Außerdem haben sich die Börde und das Jerichower Land mit erneuerbaren Energien einen weiteren Wirtschaftszweig eröffnet: hier ist es wichtig, dass Solar- & Windenergieerzeugung Spitzenreiter sind und andererseits aber Monokulturen für Biogasanlagen verschwinden.


Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen der kommenden Legislaturperiode und warum?
Das sind erstens der Eintritt in die emissionsfreien Mobilität und Energieerzeugung, zweitens das Schaffen eines Einwanderungsgesetzes und damit verbunden endlich das Anpacken der Integration und drittens das Stoppen von Rüstungs- und Waffenexporten, damit diese Gelder sinnvoller für (Aus-)Bildung, Infrastruktur und bessere Pflege  aufgewandt werden.


Wie stehen Sie selbst zur Demokratie in Deutschland, gibt es da Veränderungsbedarf?
Kein politisches System ist perfekt, unsere Demokratie hat sich aber nahezu immer gut bewehrt und unterliegt ständig Veränderungen. Es sollten sich schlichtweg mehr Menschen an politischen Prozessen beteiligen. Demokratie braucht oft Zeit und viel Anstrengung, um etwas zu bewirken, doch jede*r hat Einflussmöglichkeiten und darum lohnt es sich.


Was halten Sie persönlich für das größte Problem in unserer Gesellschaft und wie wollen Sie das lösen?
Als größtes Problem sehe ich die allgemeine politische Verdrossenheit. Diese erzeugt sehr viel Desinteresse, soziale Kälte, Vorurteile, Hass und Spaltung. Daher ist es wichtig, bereits in der Schule besser zu lernen, wie Politik funktioniert und warum wir alle etwas bewirken können und uns beteiligen sollten und die Menschen immer wieder anzusprechen und sie zu motivieren in Vereinen und Parteien aktiv zu werden.