Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit ich geboren wurde, lebe ich in Sachsen Anhalt. Das ist jetzt schon 51 Jahre J.

 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

1982 habe ich den Beruf eines Facharbeiters für Nachrichtentechnik erlernt und arbeite seit diesem Zeitraum in diesem Beruf. Meine Firma bot mir regelmäßig berufliche Weiterbildungen an, die ich auch gerne genutzt habe. Somit konnte ich nicht nur meinen beruflichen Horizont erweitern. Seit 1990 wurde ich in meinem Betrieb von meinen Kolleginnen und Kollegen immer wieder in den Betriebsrat gewählt und hatte damit das Glück, sie über Jahre vertreten zu dürfen. Weiterhin habe ich das seltene Glück, 35 Jahre im selben Unternehmen zu arbeiten.     

 

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Politik ist doch eigentlich unser aller Leben. Wir alle machen hin und wieder, oder regelmäßig Politik. Wir diskutieren im Freundes/Bekanntenkreis über Frustration und Verständnis zu politischen Entscheidungen. Insofern beeinflussen wir unsere Umgebung und machen Politik und Stimmung. Damit, so finde ich, komme ich nicht zur Politik, sondern befinde mich regelmäßig in einer politischen Gesellschaft und einem politischen Umfeld. Ich setzt mich möglicherweise mit den Entscheidungen und Vorgängen innerhalb unserer Politik etwas tiefer auseinander und glaube, und das ist mein Anliegen, ein Angebot oder eine Alternative für unsere Menschen mit einem bedingungslosen Grundeinkommen machen zu können.  

Durch das bedingungslose Grundeinkommen habe ich mich immer mehr mit der Gesellschaft auseinandergesetzt und bin damit immer tiefer in die Politik vorgedrungen.

 

Was treibt Sie an?

Mich treibt der Glaube an das Gute im Menschen an. Alle Menschen haben wahrhafte Chancengleichheit verdient und das können wir nur durch ein bedingungsloses Grundeinkommen erreichen. Dieser Glaube treibt mich an und motiviert mich zugleich. 

 

Was haben Sie sich im Falle Ihrer Wahl in den Bundestag vorgenommen? Welche persönlichen Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Im Fall meiner Wahl werde ich versuchen das bedingungslose Grundeinkommen im Bundestag zu platzieren und zu bewerben.

Meine persönlichen Schwerpunkte sind der Aufbau einer vernünftigen Parteistruktur, da sich die Partei erst 2016 gegründet hat und vieles noch recht „hemdsärmlich“ funktioniert. Außerdem soll der Name meiner Partei für mich ein persönlicher Schwerpunkt sein, das Bündnis Grundeinkommen. Hier wäre ein persönlicher Schwerpunkt eine Vernetzung aller Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommen über alle Parteigrenzen hinweg.     

 

Was wollen Sie für Sachsen-Anhalt und Ihren Wahlkreis im Bundestag bewegen?

Sachsen Anhalts Bürger werden bei der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens auf Grund der lange anhaltenden hohen Arbeitslosigkeit in unserem Bundesland in den 90er/2000er Jahren und der damit verbundenen zukünftigen niedrigen Renten bzw. Altersarmut ganz besonders profitieren. Es würde zusätzliche Kaufkraft bedeuten und damit wird sich auch mehr Wirtschaft ansiedeln. Außerdem werden die Bürger nicht mehr gezwungen sein, wegen einer Erwerbsarbeit und der möglichen Angst vor Hartz IV quer durch Deutschland zu fahren. Auch und insbesondere die ländlichen Gegenden von Sachsen Anhalt würden davon profitieren.    

 

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen der kommenden Legislaturperiode und warum?

1.      Digitalisierung

Jeder Bürger benötigt mittlerweile einen Internetanschluss mit einer vernünftigen Downloadgeschwindigkeit. Deutschland hat als ein extrem starkes Industrieland eine mittlere Downloadgeschwindigkeit, die mit anderen Industrienationen nicht mehr mithalten kann. Damit kann man in Deutschland durchaus von einer digitalen Kluft sprechen.

·         Arbeit 4.0

Wir befinden uns in einem sich rasant ändernden Erwerbsarbeitsmarkt. Wir müssen aufpassen, dass sich unsere sozialen Sicherungssystem nicht von selbst auflösen. Ich denke da z.B. an die Rente, die mal geschaffen worden ist, als Menschen noch geschlossene Erwerbsbiografien hatten und ihr Leben lang in einer Firma gearbeitet haben. Die derzeitige Realität sieht jedoch total anders aus. Um Menschen beim digitalen Umbau unserer Gesellschaft Sicherheit zu geben, halte ich ein bedingungsloses Grundeinkommen für unabdingbar. 

·         Ein gerechteres Sozialsystem ohne staatliche Drangsalierungen/Sanktionen

Menschen sollten, wenn sie in Not geraten wie Bürger und nicht wie Verbrecher behandelt werden. Deshalb sollte es keine staatlichen Drangsalierungen wie Hartz IV geben. Besser noch wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen, welches von der Höhe her armutsabschottend wirkt.  

 

 

Wie stehen Sie selbst zur Demokratie in Deutschland, gibt es da Veränderungsbedarf?

Demokratie bedeutet zunächst freie Wahlen und das haben wir Ostdeutsche mit sehr viel Mut 1989 erkämpft. Ich glaube das zeichnet uns auch aus, dass wir unsere Demokratie erkämpft haben und es uns nicht geschenkt worden ist. Darauf sollten wir immer wieder hinweisen und darauf können wir auch nach wie vor Stolz darauf sein. Leider finden wichtige Entscheidungen, die das Zusammenleben massiv beeinflussen, immer noch unerreichbar für die Bürger in den Parlamenten statt. Hier sollten die Bürger mehr gefordert werden und auch mehr Verantwortung übertragen bekommen.  Bei wichtigen Entscheidungen, sollten die Parlamente ihre Bürger fragen. Das heißt, es sollte in Deutschland Volksabstimmungen geben.   

Was halten Sie persönlich für das größte Problem in unserer Gesellschaft und wie wollen Sie das lösen?

Mein persönlich größtes Problem in unserer Gesellschaft ist, dass wir freie Bürger und Individuen als solche nicht mehr verstehen. Im Gegenteil, die Politik der letzten 15 Jahre hat ein Teil unserer Gesellschaft einfach abgekoppelt. Freie Bürger werden nur noch als sozialer Kostenfaktor betrachtet. Durch ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte man hier wahrhaftig von freien Bürgern sprechen. Jeder Bürger erhält es bedingungslos und kann darüber hinaus weiteres Geld verdienen, wird aber nicht mehr durch Repressalien dazu gezwungen. Natürlich werden wir nicht alle Probleme unserer Gesellschaft mit einem bedingungslosen Grundeinkommen lösen, aber sie wird einfach lebenswerter werden.