Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit 1992.

 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich habe Radio- und Fernsehtechniker gelernt, langjährig in einem Großbetrieb als Prüftechniker und Kommunikationselektroniker gearbeitet und bin seit 1992 in verschiedenen Einrichtungen und kleineren Betrieben tätig gewesen. Erfahrungen habe ich in der Gewerkschaftsarbeit und als Betriebsrat.

 

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

In den 1970er Jahren bin ich als Jugendlicher im antimilitaristischen und antiimperialistischen Kampf (gegen den Wehrkundeerlass eines „linken“ Kultusministers: Verfassungsschutz und Bundeswehr in den Schulen) aktiv geworden. Hier bin ich zur Überzeugung gekommen, dass ein weltweiter Frieden nur möglich ist, wenn der Imperialismus gestürzt ist. Ich habe mich deshalb im Jugendverband der Vorläuferorganisation der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) organisiert und bin seit dieser Zeit meiner Richtung treu geblieben. Jetzt kandidiere im Rahmen des Internationalistischen Bündnisses, das sich im letzten Jahr gebildet hat, auf der Liste der MLPD und als Direktkandidat im Wahlkreis Anhalt.

 

Was treibt Sie an?

Die dringenden Menschheitsprobleme können vom Kapitalismus nicht gelöst werden, sondern werden im Gegenteil von ihm hervorgebracht und verschärft bis zur Infragestellung des Überlebens der ganzen Menschheit: Kriege, Umweltzerstörung, Krisen, Hunger und Massenarmut, dadurch auch weltweit wachsende Flüchtlingsbewegung. Aber der Kapitalismus auf seiner heutigen Entwicklungsstufe bringt auch seine Totengräber hervor: Millionenmassen von Industriearbeitern in aller Welt mit einer nie da gewesenen internationalen Vergesellschaftung der Arbeit und eine große Masse von Menschen im Widerstand gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur. Gesetzmäßig wird der Kapitalismus vom Sozialismus abgelöst, aber dazu bedarf es heute einer bedeutsamen Bewusstseinsbildung und Organisierung unter den Massen, also die Stärkung der MLPD und der Aufbau einer breiten Einheitsfront.

 

Was haben Sie sich im Falle Ihrer Wahl in den Bundestag vorgenommen? Welche persönlichen Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Es müssen Arbeiter in die Politik, die eng mit den Massen verbunden sind und ihnen auch ein Sprachrohr im Bundestag verschaffen. Nicht nur die Sorgen und Nöte der „einfachen“ Leute, sondern auch ihre Forderungen, Kämpfe und Widerstandsaktionen müssen zu Gehör gebracht werden. Ich werde mich besonders dafür einsetzen, dass jede Mauschelei, Korruption und Vetternwirtschaft ohne Ansehen der Person angeprangert wird. Ich habe mich zur Rechenschaft und Absatzbarkeit verpflichtet gegenüber meinen Wählern sowie zur Bezahlung aller Tätigkeiten auf dem Niveau eines Arbeiterlohns. Der Rest wird abgeführt. Es ist aber ein Irrglaube, vom Bundestag grundlegende Verbesserungen für die Massen oder gar eine Gesellschaftsveränderung zu erwarten. Die VW-Krise und die Geheimloge der Automobilkonzerne offenbaren ja gerade, wer in Deutschland die Macht hat. Wahlen haben noch nie die Welt verändert.

 

Was wollen Sie für Sachsen-Anhalt und Ihren Wahlkreis im Bundestag bewegen?

Es ist ein Unding, dass nach fast dreißig Jahren deutsche Einheit immer noch zwischen Ost und West gespalten wird: So wurde auch Sachsen-Anhalt zu einem Niedriglohnland gemacht mit höheren Arbeitszeiten, mit einem wachsenden Anteil an Leiharbeits- und Werkverträgen, mit höherer Arbeitslosigkeit und größerer Kinder- und Altersarmut. Im Bundestag will ich meine Stimme erheben, dass der Kampf in den Betrieben und auf der Straße voran kommen kann, denn nur er garantiert die Überwindung der Spaltung. Und was mir besonders am Herzen liegt: Der Mythos der AfD als „Protestpartei“ muss gerade in Sachsen-Anhalt und in meinem Wahlkreis durchbrochen werden; sie ist eine Steigbügelhalterin des Faschismus.

 

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen der kommenden Legislaturperiode und warum?

1.      Die wachsende Gefahr eines III. Welkriegs – deshalb ist es heute notwendig, eine neue Friedensbewegung aufzubauen, die sich von keinem Imperialismus abhängig macht, weder von dem deutschen, noch dem US-amerikanischen, russischen, chinesischen oder sonst wie gearteten Imperialismus!

2.      Der fortschreitende Übergang in eine globale Umweltkatastrophe – auch hier brauchen wir eine neue Umweltbewegung, die eine gesellschaftsverändernde und weltweit agierende Widerstandsbewegung sein muss.

3.      Die wachsende Ausbeutung in den Betrieben mit unermesslichen Reichtum auf der einen Seite (in den Händen des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals) und mit wachsender Massenarmut auf der anderen – hier setze ich auf die Jugend- und Arbeiterbewegung und die Einbeziehung der breiten Massen in den aktiven Widerstand gegen die Regierung.

 

Wie stehen Sie selbst zur Demokratie in Deutschland, gibt es da Veränderungsbedarf?

Hinter der Fassade der bürgerlichen Demokratie versteckt sich die Diktatur des Kapitals. Alle Regierungen (und alle bürgerlichen Parteien) gehen gegenwärtig nach rechts und schränken die wenigen bürgerlich-demokratischen Rechte und Freiheiten weiter ein. Es ist zu einer wichtigen Aufgabe geworden, für die Verteidigung und Erweiterung der demokratischen Rechte und Freiheiten aktiv zu kämpfen und jeden Bestrebungen in Richtung Faschismus und Neofaschismus bereits im Keim entgegenzutreten. 

Was halten Sie persönlich für das größte Problem in unserer Gesellschaft und wie wollen Sie das lösen?
Das größte Problem ist die Alleinherrschaft des internationalen Finanzkapitals, was nur zu lösen ist durch eine internationale sozialistische Revolution und den Aufbau vereinigter sozialistischer Länder. Das wird sich in den Ländern unterschiedlich entwickeln und verlaufen. Den echten Sozialismus wird es aber nur geben, wenn die Menschen ihn auch wollen. Dazu müssen sie heute fertig werden mit dem vom Staat verordneten Antikommunismus und sich revolutionär organisieren.