Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich bin in Wippra geboren, aufgewachsen in Hettstedt. 2004 verließ ich Hettstedt in Richtung Eisleben und Halle. 2013 kehrte ich nach Hettstedt zurück. Allerdings hängt mein Herz nach wie vor auch an Eisleben.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich besuchte bis 1989 die POS „Fritz Weineck“ in Hettstedt. Daran anschließend absolvierte ich ein Direktstudium zum Ökonom an der Ingenieurschule in Riesa, welches ich 1990 aufgrund Nichtanerkennung nach bundesdeutschen Gesetzen vorzeitig beenden musste. Von 1990 bis 1993 lernte ich Bürokauffrau bei der MKM GmbH in Hettstedt. Im Anschluss daran legte ich mein Fachabitur an der Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Hettstedt ab. Von 1995 bis 1998 studierte ich Betriebswirtschaft mit Vertiefungsrichtung Investitionen/Finanzierung an der Ingenieurschule in Eisleben. Seit meinem Praktikum im Rahmen dieses Studiums (1997) arbeite ich in einer Aluminiumfirma in Hettstedt, zuerst im Bereich Investitionen/Finanzierung, 2000 wechselte ich in den Bereich Finanzbuchhaltung, in dem ich noch heute tätig bin. Neben meinen Beruf absolvierte ich zusätzlich ein 3 1/2jähriges Fernstudium zur Bilanzbuchhalterin und im Anschluss daran ein 2jähriges Fernstudium zum Controller.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich bin bereits viele Jahre ehrenamtlich im Tierschutz tätig und sehe immer wieder den Kampf mit den Behörden in Bezug auf nicht anerkannte Fundtiere, schlechte Haltung von Tieren, bei denen die Behörden eingreifen müssten. Doch nichts passiert. Es gibt in Deutschland ein Tierschutzgesetz und niemand richtet sich danach. Im Gegenteil, die Bürger die nicht wegschauen, wenn ein Tier Hilfe benötigt, werden von den Behörden weggeschickt und schikaniert, obwohl sie die Pflicht zum Handeln haben. Aus diesem Grund wurde ich Mitglied der Tierschutzpartei, die ich aus persönlichen Gründen verließ und dann trat ich in die Tierschutzallianz ein.

Was treibt Sie an?

Ganz eindeutig meine Liebe zu Tieren und der Natur. Ich möchte den Tieren eine Lobby geben, sie sind die schwächsten Glieder in unserer Gesellschaft. Tierschutzarbeit ist ganz harte Arbeit und ich habe in meinem bisherigen Leben viel Negatives gesehen, aber es gibt auch schöne Momente, in denen man helfen konnte und das treibt mich an.

Was haben Sie sich im Falle Ihrer Wahl in den Bundestag vorgenommen? Welche persönlichen Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Meine persönlichen Schwerpunkte liegen eindeutig im Tierschutz wie Abschaffung der Massentierhaltung und Tiertransporte, artgerechte Haltung und respektvoller Umgang mit allen Tieren, Abschaffung von Tierversuchen, ein Ende der Ausbeutung von Tieren in der Unterhaltungsindustrie wie Zirkus, Zoo, Delfinarien, Abschaffung der Rasselisten für Hunde sowie Einführung einer Kastrationspflicht für Katzen.

Weiterhin liegt mir unser Theater in Eisleben sehr am Herzen. Die Mitarbeiter leisten unter dem permanenten Sparzwang unserer Landesregierung unbeschreiblich harte und wichtige Arbeit für unsere Region. Sie bringen das kulturelle Leben in Schulen und begeistern ihre treuen Theateranhänger immer wieder mit hochklassigen Darbietungen. Es ist schön, bei einem Glas Wein den Alltag wenigsten für ein paar Stunden zu vergessen. Diese kulturelle Oase muss erhalten und die Finanzierung gesichert werden, dass sowohl Mitarbeiter als auch Besucher in eine beruhigte Zukunft blicken können.

Was wollen Sie für Sachsen-Anhalt und Ihren Wahlkreis im Bundestag bewegen?

Ich werde mich für die Einhaltung des Tierschutzgesetzes stark machen und Behörden an ihre Verpflichtungen erinnern. Bürgern, die nicht wegschauen, wenn sie Missstände an Tieren sehen, helfend begegnen und bei Behörden unterstützend vermitteln. Desweiteren werde ich mich für eine bessere finanzielle Ausstattung von Tierschutzvereinen und Tierheimen einsetzen, sie leisten alle eine wichtige und bis an die eigenen Grenzen gehende Arbeit, meistens vor dem finanziellen Kollaps stehend, diese Arbeit wird leider von niemandem gesehen und gewürdigt.

Ich möchte eine bessere finanzielle Ausstattung unserer Kulturlandschaft in Mansfeld-Südharz erreichen. Besonders hervorzuheben ist dabei das Theater in Eisleben, welches jedes Jahr aufs Neue um seine Existenz bangt und die Personaldecke bereits bis zur Schmerzgrenze abgeschmolzen ist. Dazu gehört auch eine Anbindung des öffentlichen Personennahverkehres in Form eines Theaterbusses nach der Vorstellung. So könnten auch Besucher ohne Pkw die Theatervorstellungen besuchen.

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen der kommenden Legislaturperiode und warum?

Das wichtigste ist, den Frieden in der Welt wieder herzustellen, das Verständnis unter den Menschen zu fördern und sich aktiv und geeint dem Terror entgegenzustellen. Denn ohne Frieden hat alles andere keinen Sinn.

Weiterhin müssen wir aufhören, unserer Natur mit Tieren und Pflanzen auszubeuten und zu zerstören. Sind Pflanzen- oder Tierarten erst einmal ausgestorben, ist es zu spät. Dieser Preis ist zu hoch für die Schaffung von ein paar 450,00 Euro-Arbeitsplätze. Ein vernünftiges Miteinander von Mensch, Natur und Tier, denn jedes Lebewesen hat seinen Platz und Berechtigung in der Welt. Der Mensch ist nicht das Universum, um den sich alles dreht, er muss auch den anderen Lebewesen mit Respekt begegnen und ihnen Raum zum Leben lassen. Schluss mit der Massentierhaltung und der Intensivierung der Landwirtschaft.

Das Leben in meiner Region muss für jeden Bürger lebenswert sein. Niemand darf ausgegrenzt werden, der Neid und Hass auf andere gehört abgeschafft. Wo ist das Miteinander geblieben, das gemeinsame Feiern und Lachen? Auf den anderen zugehen, zuhören, unterstützen, es sind zwar einfache Dinge, aber sie scheinen in unserer heutigen Zeit unendlich schwer zu sein!

Wie stehen Sie selbst zur Demokratie in Deutschland, gibt es da Veränderungsbedarf?
Na sicher gibt es Veränderungsbedarf. Die alteingesessenen Parteien mache ihr Ding, welches sie bereits über Jahre machen und sehen den Bürger mit seinen Problemen, Sorgen und Ängsten nicht mehr. Wir haben es jüngst beim Streit mit dem Abwasserzweckverband in unserer Region gesehen, es interessiert niemanden, dass durch diese Beitragsbescheide, die teilweise in vierstelligem Euro-Bereich lagen, Existenzen bedroht oder vernichtet werden. Auch wenn die Gesetze, Satzungen usw. in dieser Hinsicht wackelten, wurden halt rückwirkend zuungunsten der Bürger Gesetze geändert. So etwas darf es in keiner Demokratie geben. Es wird über die Köpfe der Bevölkerung entschieden, Hauptsache das Staatssäckel wird gefüllt. Hier muss ein Mitbestimmungsrecht für die Bürger her.

Was halten Sie persönlich für das größte Problem in unserer Gesellschaft und wie wollen Sie das lösen?

Das größte Problem ist für mich die zunehmende Verrohung unserer Gesellschaft, egal ob gegen Mitmenschen oder andere Lebewesen wie Tiere und Pflanzen. Die Respektlosigkeit gegeneinander dank Facebook und Co., versteckt hinter einem Anonymus, kennt kaum noch Grenzen. Da wird beleidigt, gehetzt, provoziert, beschimpft was das Zeug hält. Ich glaube, die meisten haben die verbale Kommunikation bereits verlernt, sind abhängig von diversen technischen Spielzeugen. Da sehe ich eine immense Gefahr für unsere Gesellschaft, die Angst und Aggression schürt.