Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit ich mit meiner Familie 1992 von Holland nach Deetz bei Zerbst umgezogen bin und wir hier gemeinsam unseren landwirtschaftlichen Betrieb aufgebaut haben.

 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich bin Landwirt, genaugenommen Milchbauer. Nach der politischen Wende haben meine Familie und ich die Chancen genutzt, die jungen Familien in der Landwirtschaft in unserer Region geboten wurden und haben mit viel Schweiß und Arbeit sowie mit allen Höhen und Tiefen unseren nun schon 25 Jahre alten Betrieb aufgebaut. Seit ich den Wahlkreis Anhalt im Deutschen Bundestag vertreten darf, führt mein Sohn Kees jun. die Geschäfte.

 

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Wie beschrieben haben wir seit 1992 unseren Betrieb aufgebaut. Ich bin mit 5 Geschwistern nach Deetz gekommen und war der Kopf der Bande. Somit hatte ich automatisch viel mit Behörden und Entscheidungsträgern zu tun. Dies führte dazu, dass ich sehr bald Mitglied im Kreisbauernverband Anhalt und später dessen Vorsitzender wurde. Hier stellten wir fest, dass es keine Bauern in der Politik gibt und so bin ich zunächst Mitglied im Kreistag von Anhalt-Zerbst, später von Anhalt-Bitterfeld geworden und darf meine Region heute im Deutschen Bundestag vertreten. Dafür bin ich sehr dankbar. Den Menschen in meiner Region und meiner Familie, die mir diesen Werdegang ermöglicht hat.

 

Was treibt Sie an?

Sie können sich vorstellen, dass wir beim Aufbau unseres Betriebes viel Unterstützung vom Deutschen Staat erhalten haben. Mit meiner Arbeit, in erster Linie für meinen Wahlkreis Anhalt aber auch für Deutschland, möchte ich der Bundesrepublik etwas zurückgeben. Weiterhin ist es so, dass ich im Deutschen Bundestag gern meine Erfahrungen aus der Praxis, meine Kenntnisse als Unternehmer sowie meine Lebenserfahrung – mit 62 hat man davon schon ein Bißchen gesammelt – einbringen möchte.

 

Was haben Sie sich im Falle Ihrer Wahl in den Bundestag vorgenommen? Welche persönlichen Schwerpunkte wollen Sie setzen?

In Zeiten hervorragender Steuereinnahmen und einer florierenden Wirtschaft möchte ich mich für höhere Investitionen durch den Bund einsetzen. Zum einen in den Kommunen direkt, zum anderen aber auch ganz gezielt im Bereich Bildung. Und hier ganz speziell im Bereich frühkindliche Bildung. Hier werden die Grundlagen für spätere Lernerfolge geschaffen und ein großer Teil der Sozialisierung eines Menschen beginnt hier. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr! Gleichzeitig sage ich allerdings auch, dass wir nicht mehr ausgeben dürfen, als wir einnehmen. Wie zur Bundestagswahl 2013 stehe ich für die „Schwarze Null“ und bin sehr stolz darauf, dass es uns als CDU/CSU-geführte Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel in der zu Ende gehenden Legislaturperiode gelungen ist keine neuen Schulden zu machen.

 

Was wollen Sie für Sachsen-Anhalt und Ihren Wahlkreis im Bundestag bewegen?

Im Deutschen Bundestag, der in der Regel Entscheidungen triff, die gesamtdeutsche Bedeutung haben, ist es nicht immer ganz einfach Dinge speziell für sein Heimatbundesland oder sogar für seinen Wahlkreis zu bewegen. Möglichkeiten gibt es hier und da dennoch. So habe ich mich wiederholt für die Kulturförderung in meinem Wahlkreis eingesetzt und in den letzten 4 Jahren mehrfach Fördergelder in meinen Wahlkreis und nach Sachsen-Anhalt „lotsen“ können. Ich werde mich auch weiterhin um Gelder im Bereich der Bildungs- und Hochschulförderung bemühen. Auch in diesem Bereich konnte ich einige Gelder für Einrichtungen in meinem Wahlkreis generieren. Speziell für Sachsen-Anhalt werde ich mich unter anderem für den weiteren Ausbau unserer Infrastruktur einsetzen. Wir liegen im Zentrum Deutschland, diesen Standortvorteil müssen wir als Bundesland noch stärker nutzen.

 

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen der kommenden Legislaturperiode und warum?

Im Moment können wir ein stabiles Europa nur mit einer Bundeskanzlerin Angela Merkel erhalten und weiter gestalten. Nun mit einem starken Europa können wir Deutsche unseren Lebensstandard auf dem aktuellen Niveau halten.

Auch im Sinne unserer Kinder und Enkel plädiere ich erneut für die Einhaltung der Schuldenbremse und einen Bundeshaushalt ohne neue Schulden.

Als Mitglied im Bundestagsausschuss für Landwirtschaft und Ernährung ist es mir persönlich sehr sehr wichtig für mehr Verständnis zwischen Erzeugern (Landwirte) und Verbrauchern (Gesellschaft) zu schaffen. Die Bauern müssen ihre tägliche Arbeit besser erklären, ihre Betriebe öffnen und transparenter agieren, um das Vertrauen der Verbraucher zu erhalten. Diese wiederum sollten bereit dafür sein, sich nicht ständig von Angst und Schlagzeilen leiten zu lassen.

 

Wie stehen Sie selbst zur Demokratie in Deutschland, gibt es da Veränderungsbedarf?

Mit Sicherheit ist in unserem politischen System nicht alles perfekt. Mir hat allerdings noch niemand ein besseres vorgestellt.

 

 

Was halten Sie persönlich für das größte Problem in unserer Gesellschaft und wie wollen Sie das lösen?

Wenn man in die Vergangenheit schaut, und hier muss man gar nicht so lange zurückgucken, dann lässt sich schnell feststellen, dass wir in Deutschland heute einen sehr hohen Lebensstandard haben. Für uns ist es selbstverständlich, dass Frieden herrscht. Niemand in unserem Land fällt durch das Netz der sozialen Absicherung, wir genießen höchste Sozial- und Gesundheitsstandards. Ich finde wir täten alle gemeinsam gut daran, dass wir uns Punkte wie die eben genannten einmal öfter bewusst machen und uns selbstkritisch hinterfragen, wenn wir darüber nachdenken, ob es uns gut geht. Verbesserungsbedarf für den Einzelnen und in verschiedenen Bereichen gibt es immer, keine Frage. Ich denke jedoch, wir sollten anerkennen, dass wir in Deutschland eine sehr gute Lebenssituation vorfinden und wir nicht selten auf hohem Niveau jammern.