Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit 2011. Damals zog ich von Hamburg nach Halle um zu studieren und die Region kennenzulernen. Einige Monate vorher hatte eine Wanderung mit Freunden durch den Harz bei mir das Interesse für das Land geweckt.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Neben dem Geographie-Studium arbeite ich im Nebenjob (in der Logistik) und arbeite unentgeltlich in Vereinen und mache Musik.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich wusste, dass ich mich einer Gruppe anschließen möchte, um wirklich etwas zu bewegen. Auf der Straße traf ich auf einen Informationsstand des Jugendverband REBELL. Zu der Zeit bereitete die Gruppe das Rebellische Musikfestival für das 'Haus der Solidarität' in Süd-Thüringen mit vor, was mich auch sehr ansprach.

Was treibt Sie an?

Ungerechtigkeiten nicht einfach zu akzeptieren, sondern für die richtigen Forderungen einzustehen und diese sichtbar zu machen.

Was haben Sie sich im Falle Ihrer Wahl in den Bundestag vorgenommen? Welche persönlichen Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Sich kompetent in die verschiedenen Fragen einzuarbeiten, die Erfahrungen der Praktiker zu Wort kommen lassen und die Forderungen des Internationalistischen Bündnisses konsequent zu vertreten, welche im Wahlprogramm dargelegt werden: Weg mit den Hartz-Armuts-Gesetzen, Rentenalter runter, Kampf gegen die drohende Umweltkatastrophe und Ersatzarbeitsplätze auf Kosten der Gewinne etc.

Was wollen Sie für Sachsen-Anhalt und Ihren Wahlkreis im Bundestag bewegen?

Erst einmal möchte ich viele Menschen im Wahlkreis Mansfeld-Südharz für die Perspektive einer von Ausbeutung und Unterdrückung befreiten Welt gewinnen. Das schließt alle Forderungen des Bündnisses ein: Für das Recht auf Flucht statt Spaltung in Migranten und Deutsche, Rentenalter und Arbeitszeit runter, ein qualifiziertes, ausfinanziertes Bildungssystem etc. Dazu braucht es Unterstützer die das Bündnis und seine konsequenten Forderungen sichtbar machen.

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen der kommenden Legislaturperiode und warum?

Viele Themen sind miteinander verbunden: Ich möchte Forderungen wie 'Umweltschutz und Arbeitsplätze' mit Leben füllen – z.B. durch die Entlastung der kleineren landwirtschaftlichen Betriebe oder auch den Bau einer Kryo-Recycling-Anlage (hin zu einer Kreislaufwirtschaft). Die Hartz-4-Gesetze müssen immer noch vom Tisch und auch die Bekämpfung der Fluchtursachen bzw. das Recht auf Flucht (außer für IS-Faschisten und ähnlichen) bleibt weiter ein großes Thema.

Wie stehen Sie selbst zur Demokratie in Deutschland, gibt es da Veränderungsbedarf?

Die Politik in Deutschland ist in der Hand der Großkonzerne (siehe Milllardengeschenke an die Atomlobby, politisch gewollte Ausdehnung der Leiharbeit oder den Abgas-Skandal). Dadurch fallen die Zukunftsinteressen der Jugend und der Arbeiter*innen und Arbeitslosen im Wesentlichen unter den Verhandlungstisch der 'sozialen Marktwirtschaft'.

Was halten Sie persönlich für das größte Problem in unserer Gesellschaft und wie wollen Sie das lösen?
Dass viel Potenzial brachliegt, weil in den Bildungseinrichtungen ständig nur auswendig gelernt wird, viele keine Erwerbsarbeit finden und wenn sie Arbeit haben, oft ihre Fähigkeiten und Interessen kaum einbringen können. Wir brauchen eine Wirtschaft, die nicht gezwungen ist alles nach größtmöglichem Gewinn auszurichten. Stattdessen müssen Initiativen und Fähigkeiten gefördert werden, um die Lebens-, Lern- und Arbeitsbedingungen grundsätzlich zu verbessern.